Haftungsausschluß im Pachtvertrag

Ver­mie­ter und Ver­päch­ter wol­len ihre Gewer­be­räu­me- und Grund­stü­cke ihren Ver­trags­part­nern zwar zur Nut­zung über­las­sen. Sie wol­len jedoch meist nicht dafür garan­tie­ren, daß die geplan­te Nut­zung auch mög­lich ist. Der Haf­tungs­aus­schluß im Pacht­ver­trag oder gewerb­li­chen Miet­ver­trag wird daher meist umfas­send ver­ein­bart. Gänz­lich frei­zeich­nen kön­nen sich Ver­mie­ter und Ver­päch­ter nach dem Beschluß des OLG Bran­den­burg vom 4.4.2019 — 3 W 95/18 aber nicht.

1. Pachtzweck

Ver­mie­tung und Ver­pach­tung haben nur dann Sinn, wenn sich das Objekt für den vor­ge­se­he­nen Zweck eig­net. Daher umrei­ßen die Par­tei­en gewöhn­lich im Ver­trag den Miet- bzw. Pacht­zweck. So wird z.B. beschrieben,

  • was für eine Art von Gewer­be der Mie­ter in den Räu­men betrei­ben möch­te (z. B. Betrieb eines ita­lie­ni­schen Spezialitätenlokals)
  • was für Inven­tar zu wel­chem Zweck dem Päch­ter über­las­sen wer­den soll (Werk­statt­räu­me mit Hebe­büh­ne zum Betrieb einer KFZ-Werkstatt).

Danach rich­tet sich dann die Defi­ni­ti­on des ver­trags­ge­mä­ßen Gebrauchs, die der Ver­mie­ter bzw. Ver­päch­ter sei­nem Ver­trags­part­ner ermög­li­chen muß. Wenn die­ser Gebrauch sich nicht ermög­li­chen läßt, ste­hen Miet­min­de­rungs­an­sprü­che im Raum.

2. Haftungsausschluß im Pachtvertrag / Gewerbemietvertrag

Ver­mie­ter bzw. Ver­päch­ter haben daher allen Grund, das Risi­ko für die Gebrauchs­taug­lich­keit ihres Objekts für den ver­ein­bar­ten Zweck ihrem Ver­trags­part­ner auf­zu­bür­den. Wenn sich die­ser zum Ver­trags­ab­schluß ent­schließt, soll die Beur­tei­lung dar­über, ob er sei­ne Zie­le mit dem Miet- bzw. Pacht­ob­jekt errei­chen kann, ihm über­las­sen blei­ben. Er soll das Risi­ko dafür gänz­lich über­neh­men. Häu­fig fin­den sich daher ver­trag­li­che For­mu­lie­run­gen dahin, daß der Mie­ter bzw. Päch­ter sich verpflichtet,

  • sämt­li­che erfor­der­li­chen behörd­li­chen Geneh­mi­gun­gen zu besorgen,
  • sämt­li­che behörd­li­che Auf­la­gen zu erfül­len und
  • dem Ver­mie­ter bzw. Ver­päch­ter Geneh­mi­gun­gen und Nach­wei­se für die Erfül­lung aller Auf­la­gen vor­zu­le­gen. 

Hin­zu kommt dann noch die Erklä­rung, daß der Ver­mie­ter bzw. Ver­päch­ter für die Eig­nung der Räu­me oder die Ein­hal­tung der Vor­aus­set­zun­gen für den geplan­ten Betrieb kei­ne Haf­tung übernehme.

Damit soll nicht nur Miet- und Pacht­min­de­rungs­an­sprü­chen aus dem Weg gegan­gen wer­den. Der Mie­ter bzw. Päch­ter hät­te damit auch kein außer­or­dent­li­ches frist­lo­ses Kün­di­gungs­recht, wenn sich der geplan­te Betrieb nicht rea­li­sie­ren läßt.

3. Achtung: Haftung!

Ein der­art weit­rei­chen­der Haf­tungs­aus­schluß im Pacht­ver­trag oder Miet­ver­trag ist nach Ansicht des Bran­den­bur­gi­schen OLG zumin­dest in For­mu­lar­miet­ver­trä­gen unwirk­sam. Das Gericht sieht hier­in einen Ver­stoß gegen § 307 BGB, weil der Ver­trags­part­ner des Ver­wen­ders ent­ge­gen den Gebo­ten von Treu und Glau­ben unan­ge­mes­sen benach­tei­ligt wird.

Ver­mie­ter und Ver­päch­ter müs­sen damit selbst ver­ant­wor­ten, daß sich ihr Objekt zu dem ver­trag­lich vor­ge­se­he­nen Zweck grund­sätz­lich eig­net. Sie ris­kie­ren sonst erheb­li­che Scha­den­er­satz­for­de­run­gen gem. § 536 a BGB. Dar­un­ter kann ins­be­son­de­re auch ent­gan­ge­ner Gewinn gem. § 252 BGB fal­len, wenn der Betrieb nicht wie geplant eröff­net wer­den kann.